Auf Kerbers Kurs

Der TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz sucht Tennistalente – und findet Elisabeth Pavel.

Sächsische Zeitung

von Maik Schwert

Sie zieht die drei Stunden durch. Pausen braucht Elisabeth Pavel nicht – höchstens mal, um etwas zu trinken. „So was macht mir immer Spaß“, sagt sie. Die Achtjährige ist eins von zehn Kindern beim ersten Tennisschnuppertag des TC Blau-Weiß Dresden-Blasewitz. Sie trägt ein pinkfarbenes T-Shirt mit dem Logo der Olympischen Sommerspiele 2012 in London. Damit fällt die Grundschülerin auf in der Margon-Arena, in der ansonsten Basketballer und Volleyballerinnen spielen.

„Sie ist sehr sportlich“, sagt Ludmilla Pavel über ihre Tochter. Die Zweitklässlerin spielt gern Badminton, war drei Jahre beim Kickboxen und zwei Jahre in einem Flamenco-Kurs. Jetzt probiert sie den Schläger und die gelbe Filzkugel aus. „Elisabeth ist so energiegeladen und temperamentvoll. Sie braucht den Sport.“

Das muss die Kleine von ihrer Mutter haben. Die gebürtige Ukrainerin war mal Biathletin, Gymnastin, Leichtathletin und Schwimmerin. Eine Freundin machte sie auf den Schnuppertag aufmerksam, an dem Elisabeth mit Lina Lächler spielt. Sie gehört zu den Besten im Klub. „Ich finde es gut, dass der Verein das macht, um Interesse am Tennis zu wecken“, meint die 16-Jährige. „Man sieht ja, dass es den Kindern gefällt.“ Darauf kommt es an diesem Tag an.

Mag sein, dass es an Angelique Kerber liegt, dass mehr Mädchen als Jungen da sind. Anfangen können die Sechs- bis Achtjährigen mit dem Namen der Australian-Open-Siegerin zwar nichts, dafür aber ihre Mütter und Väter – und Lina Lächler natürlich sowieso. „Klar ist das ein Ansporn für mich“, sagt sie. „Angie beweist, dass auch eine deutsche Spielerin so etwas erreichen kann. Lange Zeit ist man ja schon froh gewesen, wenn unsere Profis mal ein Achtelfinale erreicht haben und nicht gleich in der ersten Runde ausgeschieden sind.“ Die Juniorin spielt bereits mit der ersten Frauen-Mannschaft in der Regionalliga.

Bis zum nächsten Schnuppertag

„Sie weiß, was Leistungssport bedeutet“, sagt ihr Trainer Thomas Völker. Um Durchhaltevermögen, Ehrgeiz und Siegeswillen geht es an diesem Tag nicht. Er soll einfach nur Lust auf Tennis machen. Der Landestrainer ist trotzdem als Einziger ein bisschen enttäuscht. Er hatte 2 000 Flyer verteilen lassen und erwartet, „dass wir viel mehr Leute in die Halle kriegen“. Die Klubverantwortlichen waren bisher bei der Messe aktiv + vital am ersten März-Wochenende dabei. Jetzt gehen sie einen anderen Weg, um an die Menschen ranzukommen – in große Arenen, die geläufig sind. Dieses Mal bleibt der Zuspruch „überschaubar“. Der Leiter der Tennisschule kennt es anders. Er betreut 250 Kinder und Jugendliche. Sein Klub, der größte ostdeutsche Tennisverein, zählt 700 Mitglieder. Zum Auftakt der Freiluftsaison kommen 1 000 Menschen in den Waldpark. Deutschland spielt Tennis, heißt es am 23. und 24. April 2016 schon zum zehnten Mal.

„Das ist etabliert“, weiß Völker – und der Schnuppertag ein Anfang. „Jede Reise beginnt mit dem ersten Schritt“, zitiert Matthias Schneider eine chinesische Weisheit. Der Klubmanager kann der Premiere durchaus Positives abgewinnen. „Es sind zwar nur wenige Eltern mit ihren Töchtern und Söhnen da, aber sie alle sind total begeistert und kommen wieder.“ Er geht den nächsten Schritt: am 9. April in der Energieverbund-Arena. Seit Montag wirbt die neue Website dafür. „Wir setzen das im Herbst fort und wiederholen es 2017.“

Ludmilla Pavel findet es gut, dass es nicht so viele Kinder sind. „Da können die Spieler und Trainer besser auf die eingehen, die da sind“, sagt sie und meldet ihre Tochter für die Tennisschule an. „Ich mache das weiter“, sagt Elisabeth Pavel, zieht den Reißverschluss ihrer schwarz-rot-goldenen Deutschland-Jacke mit dem Logo der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zu und geht mit ihrer Mutter. Beide freuen sich auf die zweite Auflage.

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