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„Der Rückzug ist uns nicht leicht gefallen“
Der Blasewitzer Vereinschef Michael Stephan im Interview
Die Entscheidung des TC Blau-Weiß Blasewitz die Herrenmannschaft aus der 2. Tennis-Bundesliga zurückzuziehen, sorgte für große Überraschung bei den Dresdner Sportfans (DNN berichtete). Über die Beweggründe dafür sprachen wir mit dem Vereinspräsidenten Michael Stephan. Der 53-jährige Jurist, der beruflich als Fachanwalt für Strafrecht tätig ist, steht seit sechs Jahren an der Spitze des mit Abstand größten Tennisvereins in den neuen Bundesländern.
Frage: Die Blasewitzer Herren galten als das große Aushängeschild des Tennissports in den neuen Bundesländern. Wird das vom Vereinsvorstand etwa anders gesehen?Michael Stephan: „Natürlich nicht. Unsere Herrenmannschaft hat unheimlich viel für das Ansehen unseres Clubs und weit darüber hinaus geleistet. Erst vier Jahre in der Regionalliga Südost, die schließlich mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga gekrönt wurden. Und dann haben wir drei sehr gute Jahre in der 2. Bundesliga erlebt. Dafür gilt mein besonderer Dank den dafür verantwortlichen Personen um Teammanager Sven Grosse und Cheftrainer Tomas Jiricka, die eine hervorragende Arbeit geleistet haben. Bei alledem ist es uns aber nicht gelungen, junge, vereinseigene Spieler auch nur annähernd an das Niveau dieser Mannschaft heranzuführen. In den letzten Jahren erreichte mit Christian Haupt nur ein Akteur das für die 2. Bundesliga erforderliche Leistungsniveau. Und damit konnten wir letztlich nicht zufrieden sein.“
Warum dann aber gleich der Rückzug in die Ostliga?
Michael Stephan: „Der Rückzug aus der 2. Bundesliga ist uns nicht leicht gefallen. Erst recht nicht nun gleich zwei Klassen tiefer zu spielen. Doch bei einer realistischen Analyse des aktuellen Leistungsvermögens unserer männlichen Nachwuchsspieler sind wir zu der Auffassung gelangt, dass sie auch für die Regionalliga noch nicht weit genug sind, und das vor allem altersbedingt. Natürlich fühlen wir uns auch dem Breutensport verpflichtet, doch der Leistungssport bleibt gerade für unseren Verein von ganz entscheidender Bedeutung. Wir wollen mit einer gesunden Mischung aus Nachwuchsspielern, erfahrenen Vereinsspielern und Ergänzungen mit Profis auf den Spitzenpositionen eine Entwicklung forcieren, dass wir überwiegend aus eigener Kraft auch bei den Herren wieder zurück in die Regionalliga Südost und schließlich in die 2. Bundesliga kommen.“
Wie soll das erreicht werden?
„Wir haben ein neues Förderkonzept für den Nachwuchs aufgelegt. Bei dessen Umsetzung bauen wir auf unsere hervorragenden Trainer wie Tomas Jiricka und unsere langjährig bewährte Tennisschule Blau-Weiß, die von Thomas Völker geleitet wird. Ganz wichtig für uns ist es auch, dass am Dresdner Sportgymnasium auch die Sportart Tennis unterrichtet wird. Durch das Internat wird es auch möglich, dass die hoffnungsvollsten Tennis-Talente aus Sachsen und sogar darüber hinaus nach Dresden kommen können.“
War es auch ein Thema die Damenmannschaft, die in diesem Jahr überlegen den Aufstieg geschafft hat, nicht für die 2. Bundesliga zu melden?
„Das stand nie zu Debatte. Ein Blick auf die Besetzung dieser Mannschaft zeigt, dass wir im weiblichen Bereich mit unserem eigenen Nachwuchs viel weiter als bei den jungen Männern sind. Natürlich hatten ausländische Profis wie die Rumänin Irina Maria Bara, die Armenierin Ani Amiraghyan oder die Tschechin Zuzana Zalabska, die in diesem Jahr bereits die zehnte Saison in Folge für uns gespielt hat und die ich damit schon wie eine von uns ansehe, den größten Anteil daran, dass unsere Damen wie zuvor schon einmal vier Jahre von 2003 bis 2006 nun wieder in der 2. Bundesliga spielen. Doch zum Stamm der Aufsteigertruppe zählen auch vier junge heimische Spielerinnen, die alle Förderstufen unseres Vereins durchlaufen haben. Die Jüngste von ihnen, die 16-jährige Emily Welker, ist in diesem Jahr sogar schon sächsische Landesmeisterin bei den Damen geworden. Die leistungssportliche Situation beim weiblichen Nachwuchs ist in unserem Club also eine ganz andere, viel bessere als beim männlichen. Und deshalb gab es überhaupt keinen Grund unsere Damenmannschaft 2017 nicht für die 2. Bundesliga zu melden und sie dafür vielleicht noch eine weitere Runde in der Regionalliga Südost drehen zu lassen.“