Die Hintergründe einer spektakulären Saison

von Rolf Becker, Sächsische Zeitung

Die Männer des TC Blau-Weiß Blasewitz locken in der 2. Tennis-Bundesliga die meisten Zuschauer an. Und bieten hochklassigen Sport – obwohl der Beste nie zum Einsatz kommt.

Die Tennis-Männer von Blau-Weiß Blasewitz gehören inzwischen zu den etablierten Sportbotschaftern Dresdens. In diesem Jahr ist das Team aus dem Waldpark nicht nur die am höchsten spielende Tennis-Mannschaft der neuen Bundesländer, mit dem dritten Rang in der Gruppe Süd wurde in der gerade beendeten Punktspielsaison in der 2. Bundesliga die bisher beste Platzierung aller Zeiten erreicht.

Mit fünf Siegen und drei Niederlagen ließen die Blasewitzer nur dem ungeschlagenen Favoriten TC Bruckmühl-Feldkirchen, der den direkten Aufstieg in die 1. Bundesliga schaffte, und TC Wolfsberg-Pforzheim den Vortritt. Diese Blasewitzer Mannschaft war aber nicht nur erfolgreich, sie erwies sich auch als echter Publikumsmagnet. Zu den vier Heimspielen strömten etwa 1 500 Zuschauer auf die Anlage im Waldpark, so viele kamen zu keinem anderen der acht übrigen Vereine. „Diese Mannschaft wird von unseren Klubmitgliedern und vielen Fans angenommen. Auch darüber sind wir sehr glücklich“, freut sich Klubpräsident Michael Stephan.

„Wir sind eine langjährig gewachsene Truppe. Der Tscheche Michal Franek spielt schon seit 2009 für uns, seine Landsleute Lubomir Majsajdr seit 2011 und Michal Schmid seit 2012. Sie hatten großen Anteil an unserem sehr guten Abschneiden“, sagt Sven Grosse, seit 2010 Blasewitzer Teammanager. „Erwähnen möchte ich dabei auch unser Urgestein Christian Haupt, der schon die 14. Saison in Folge für unseren Verein spielt und mit einer ausgeglichenen Bilanz in Einzel und Doppel auch diesmal wertvoll war“, unterstreicht Grosse.

Ein gewachsener Stamm ist wichtig, aber natürlich muss eine so hochklassig spielende Mannschaft auch „aufgefrischt“ werden, um mit den Besten mitzuhalten. Um Jahr für Jahr die Richtigen zu finden, ist der seit 2009 im Waldpark tätige Cheftrainer Tomas Jiricka offenbar genau der Richtige. Der 38-jährige Tscheche hat nicht nur in seinem Heimatland den genauen Überblick, sondern verfügt auch über die nötigen Vernetzungen. So ist es auch kein Wunder, dass vom zwölfköpfigen Blasewitzer Spielerstamm sechs, also genau die Hälfte, Tschechen sind. Darunter befand sich mit Dusan Lojda aber nur ein Neuer.

Der 27-Jährige erwies sich in den Einzeln mit einer 4:2-Bilanz als die erhoffte Verstärkung, enttäuschte aber in den Doppeln (0:4). Der zweite Zugang war mit Peter Heller ein junger Deutscher, der vom Zweitligaabsteiger TC Amberg am Schanzl in den Waldpark kam. Der 22-Jährige holte im Einzel und Doppel 9:6 Punkte, sieht aber noch Reserven: „Ich bin nicht unzufrieden, optimal war das dennoch nicht. Doch ich wusste, was da auf mich in dieser stark besetzten 2. Bundesliga zukommt.“

Auf die Frage, ob er auch im kommenden Jahr für Blasewitz spielen würde, wenn der Verein das will, antwortet er sofort mit: „Ja. Alles hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine tolle Truppe, und dazu klappt die Organisation bestens. Das ist bei einer Mannschaft, in der die meisten Spieler zur selben Zeit auch noch Weltranglistenturniere bestreiten, gar nicht so einfach.“ Heller konzentrierte sich allerdings in dem Monat ganz auf die Punktspiele, nimmt erst in dieser Woche im hessischen Friedberg wieder an einem ITF-Future-Turnier teil.

Indes kam der dritte Neue im Blasewitzer Team, der vor Saisonbeginn ganz besonders spektakulär angekündigt wurde, nie zum Einsatz. Der slowakische Daviscup-Spieler Norbert Gombos sollte die neue Nummer eins sein. War der 24-Jährige nur eine „Luftnummer“? Sven Grosse bestreitet dies energisch: „Gombos war gleich für das erste Spiel gegen Weinheim vorgesehen. Aus unserer Sicht war alles wasserdicht. Dann verfügte der slowakische Verband plötzlich, dass er schon am Tag des Punktspiels mit dem Team zum ein Wochenende später in Constanta stattfindenden Daviscup gegen Rumänien fliegen muss.“

Jetzt sieht der „Chef“ in der Tatsache, dass die Mannschaft den Ausfall von Gombos problemlos weggesteckt hat, eine der Stärken. „In sieben Spielen hat der Weißrusse Uladzimir Ignatik die Spitzenposition besetzt und davon fünf gewonnen. Einmal war der Slowake Andrej Martin die Nummer eins, hat dabei beim 5:4-Sieg gegen Reutlingen einen ganz wichtigen Punkt geholt. Und zugleich bewiesen“, sagt Grosse stolz, „wie sehr er sich der Truppe verbunden fühlt. Martin kam direkt aus dem niederländischen Scheveningen und ist nach dem Spiel nach Italien zum nächsten Turnier nach Biella geflogen.“

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