„Die Mädels sollen auch dort spielen“

Blasewitz will nach dem Aufstieg der Tennis-Damen in die 2. Liga am Jugendkonzept festhalten. Die Finanzierung steht noch aus.

Sächsische Zeitung von Alexander Hiller

Die Dementi-Taktik ist aufgegangen. Die Tennis-Frauen des TC Blau-Weiß Blasewitz, deren sportliche Leitung bis zuletzt nichts von Aufstiegsträumen wissen wollte, kürten sich am letzten Spieltag zum Meister der Regionalliga Südost – und sind damit sportlicher Aufsteiger in die 2. Bundesliga. Die Männer des Klubs starten in vier Wochen in ihre Punktspielsaison der 2. Bundesliga Süd. Ob das ehrgeizige Projekt mit zwei Zweitligisten künftig zu finanzieren und realisieren ist, verrät Team-Manager Sven Grosse im SZ-Interview.

Herr Grosse, Glückwunsch zum sportlichen Aufstieg in die 2. Bundesliga. Wird der Klub diese Chance auch wahrnehmen?

Wenn es nach mir geht, ja. Aber Sie wissen ja, wie das ist: Unsere Gremien und unser Förderverein müssen diesen Beschluss noch fassen. Bis zum 30. September haben wir Zeit, unsere Meldung an die Liga abzugeben. Ich gehe mal davon aus, dass wir das machen werden, habe auch am Sonntag von unserem Präsidenten nichts Gegenteiliges gehört.

Vor der Saison wollten Sie über einen Aufstieg nicht debattieren. Das heißt, Sie sind jetzt selbst überrascht?

Wenn man eine so starke Liga mit sieben Siegen in Folge, also 14:0 Punkten abschließt, ist das schon ein bisschen überraschend. Das konnte man nicht erwarten.

Was hat denn dabei aus Ihrer Sicht besser geklappt als erhofft?

Im Grunde sind wir mit derselben Mannschaft angetreten wie letzte Saison. Nur mit dem Unterschied, dass unsere eigenen Mädels diesmal mehr gepunktet haben – insbesondere Emily Welker (15, Anm. d A.). Sie hat eine 5:1-Einzel-Bilanz. Auch in den Doppeln haben unsere Eigengewächse ordentlich gespielt. Damit haben wir uns Punkte erkämpft, die wir im letzten Jahr nicht hatten. Da haben wir nur von den ausländischen Profis gelebt.

Das heißt, die eigenen Talente haben sich prächtig entwickelt?

Na klar. Das hat sich noch nicht bei allen entsprechend niedergeschlagen. Lina Lächler war zum Beispiel lange verletzt und ist gewissermaßen ohne Wettkampfpraxis in die Saison gegangen. An Emily Welker sieht man den Sprung am deutlichsten.

Für die 2. Bundesliga muss die Mannschaft möglicherweise noch verstärkt werden. Werden Sie das über zusätzliche ausländische Profis regeln und damit von der bisherigen Praxis der Weiterbildung eigener Talente abweichen?

Das wird man sehen. Ich habe am Sonntag zum ersten Mal die 2. Bundesliga Süd mal angeschaut. Wer da spielt – und wie die Klubs besetzt sind. Die Mädels, die jetzt den Aufstieg geschafft haben, haben es sich auch verdient, dort zu spielen. Ich gehe davon aus, dass wir im Grunde mit der gleichen Mannschaft spielen werden, die wir vielleicht noch um eine Spielerin punktuell ergänzen werden. Wir wollen versuchen, eventuell noch eine deutsche Spielerin nach Sachsen zu locken. Da müssen wir abwarten, wie das laufen kann. Aber wir wollen nicht davon abrücken, dass wir auch in der 2. Liga mit einem großen Anteil eigener Talente antreten. Die sind ja dann auch ein Jahr weiter in ihrer Entwicklung.

Um welche Summe müsste der bisherige Etat von 27 000 Euro für das Damenteam denn aufgestockt werden?

Das habe ich noch nicht berechnet. Das ist ganz interessant, die 2. Liga Süd ist eine Siebener-Staffel. Wir hätten also einen Spieltag weniger. Der Cheftrainer unseres größten Rivalen Iphitos München meinte, man müsste mit 10 000 Euro mehr rechnen.

Die Männer-Saison steht in vier Wochen bevor. Darf man da auch mit einem Aufstieg rechnen?

(lacht) Nein. Das kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ausschließen. In diesem Jahr stehen 50 Spieler in den Zweitliga-Aufgeboten, die unter den Top 500 der Welt stehen. Die Liga hat qualitativ zugelegt. Da ist das Ziel klar: Nur der Klassenerhalt. Mehr wird da nicht herauskommen. Ich befürchte eher, dass wir uns nach unten orientieren und uns von den letzten beiden Plätzen fernhalten müssen. Man weiß natürlich nie, welche der gemeldeten Spitzenspieler letztlich antreten. Die haben ja alle Turnierverpflichtungen. Das betrifft uns auch. Insofern ist eine Prognose schwer. Wenn wir zwischen Platz vier und sechs einlaufen, ist das eine gute Sache.

Halten Sie mit den Männern die Klasse, tritt Blasewitz in der kommenden Saison mit zwei Zweitliga-Teams an. Ist das das Maß aller Dinge für einen ostdeutschen Tennis-Klub?

Das weiß ich nicht. Da müssten sich Förder- und Hauptverein zusammensetzen und schauen, über welche finanziellen Mittel man verfügt und ob man etwas dazu akquiriert. Wir haben ja auch ein neues Jugendkonzept, in das der Förderverein investiert. Es gibt in Deutschland nicht viele Tennis-Vereine, die mit Männern und Frauen gleichzeitig in der Bundesliga spielen. Meistens setzen die Vereine Schwerpunkte.

Die Gefahr, dass sich Blasewitz finanziell überhebt, besteht nicht?

Das ist ganz einfach: Wenn es nicht finanzierbar ist, wird mit Sicherheit eine Entscheidung getroffen, dass beide Teams in der 2. Bundesliga nicht darstellbar sind. Wir werden da kein Wagnis eingehen. Wenn das nicht solide finanziert ist, wird nicht gespielt.

 

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